Hövelhofer Friedhof

Bis 1919 befand sich der Hövelhofer Friedhof in Trägerschaft der kath. Kirchengemeinde auf dem Kirchplatz im Ortszentrum.

Pastorengräber auf dem Friedhof

Bis 1919 befand sich der Hövelhofer Friedhof in Trägerschaft der kath. Kirchengemeinde auf dem Kirchplatz im Ortszentrum. Seit 1782 wurden die Toten rund um die damals neu gebaute Pfarrkirche bestattet. Einige Gebeine ruhen auch heute noch dort. Beim Neubau der Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk 1927-29 wurden lediglich die Toten umgebettet, die von den Arbeiten unmittelbar betroffen waren.

Doch die Lage des Kirchhofs war nicht ideal. Der Ortskern war ein sumpfiges Gebiet, die Särge standen teilweise im Wasser. Ende der 1820er Jahre brach ein Sumpffieber in Hövelhof aus, ein Verbreitungsschwerpunkt war der Bereich um die Kirche. Dr. Schmidt, der auch den „unerträglichen Gestank“ auf dem Kirchplatz monierte, riet aus Gesundheitsgründen zum Umzug des Friedhofs auf einen trockeneren, sandigen Platz. Aufgrund der Anlage eines Kanals auf der gegenüberliegenden Seite der Allee, Einstellung eines Totengräbers und verbesserter Beerdigungsdisziplin verblieb der Friedhof noch annähernd 100 Jahre.

Nach 1900 wurde immer mehr klar, dass der Friedhof den Bedürfnissen der nächsten Zeit nicht mehr genügte. Die Verwaltung begann mit der Planung eines neuen, kommunalen Friedhofs. Als letzte Hövelhoferin wurde Anna Maria Karolin Brink am 4. November 1919 auf dem Kirchhof beigesetzt. Am 19. Dezember 1919 fand dann die erste Bestattung auf dem neuen Friedhof statt, als dort Theresia Nehler zur letzten Ruhe gebettet wurde. In den ersten Jahren sprach man, wenn man den Friedhof meinte, vom „Armseelendorf“, daraus wurde später „Armseelenknapp“.

1925 sind 35 Beerdigungen, darunter 7 aus Ostenland und zehn Kinder festgehalten.

Der Haupteingang des ursprünglichen Teils lag an der heutigen Gehastraße. In der Mitte des Friedhofs wurde ein Rondell angelegt, von dem vier Wege abgingen, die den damaligen Friedhof in vier gleich große Teile gliederten. Entlang der Wege wurden Linden gepflanzt, diese und der alte Eingang sind noch heute vorhanden.

Der kommunale Friedhof wurde mehrmals erweitert, zuletzt um eine Fläche von 2,3 Hektar nördlich der Bahnstrecke Hövelhof-Gütersloh. Auf dem insgesamt 5,4 Hektar großen Friedhof gibt es rund 3.000 Grabstellen.

Die heutige Friedhofskapelle wurde 2007 eingeweiht. Insbesondere Angehörige schätzen, daß sie bei Beerdigungen den Raum nach hinten verlassen können, symbolisch gesehen öffnet sich nach hinten „das Tor zum Licht“.

Weitere Informationen

Besondere Denkmäler

Auf dem ursprünglichen Teil des kommunalen Friedhofes sind von einigen Familiengräbern alte Denkmäler vorhanden, die zum Teil unter Denkmalschutz stehen.

Friedhofskapelle

Die erste Friedhofskapelle von 1957 mit fünf Kühlräumen konnte am Allerheiligentag, im Anschluss an die übliche Prozession zu den Gräbern eingeweiht werden. 1972 wurden Reparatur- und Renovierungsarbeiten vorgenommen, außerdem eine Mikrofonanlage angeschafft. Die letzte Beerdigung in der alten Kapelle erfolgte im Oktober 2007, ursprünglich sollte sie saniert werden, die Gemeinde entschied sich dann kurzfristig für einen Neubau.
Die heutige gemeindliche Friedhofskapelle wurde im Oktober 2007 in einem ökumenischen Wortgottesdienst eingeweiht. Sie verfügt über etwa 100 Sitzplätze für Besucher, zwei Aufbahrungsräume, Pastorenzimmer, Geräteraum und Büro für den Friedhofsgärtner sowie öffentliche Toiletten. Das runde Fenster im südlichen Giebel ist ein Relikt aus dem Vorgängerbau, es wurde seinerzeit vom Künstler Josef Rikus gestaltet.

Espeln und Riege verfügen über keine eigene Friedhofskapellen, sie nutzen die Möglichkeiten am kommunalen Friedhof oder der Bestattungsunternehmen.

Sondergräber

Pastorengräber:
Katholische Pfarrer: Brix (1936), Mantel (1945) und Jeken (1967)
Evangelischer Pfarrer: Kranz (1993)

Im Lager Staumühle war 1945 – 1948 ein britisches Internierungslager untergebracht, mit dem Ziel die Lagerinsassen zu entnazifizieren. In diesem Zeitraum durchliefen etwa 22.000 Internierte das Lager, wohl 173 davon sind in der Regel an Unterernährung dort verstorben.
100 von ihnen sind auf einem eigenen Gräberfeld des Hövelhofer Friedhofs bestattet, die Anderen konnten vermutlich in ihrer Heimat beerdigt werden.
Die Hövelhofer Interniertengräber erhielten anfangs schlichte Holzkreuze, die 1967 durch die erhaltenen Denkmäler ersetzt wurden.

Bestattungskulturen

In alter Zeit

Die Verstorbenen wurden in alter Zeit grundsätzlich zu Hause aufgebahrt. In einem Bericht von 1927 wird der Ablauf bei einem Todesfall im Senneraum der damaligen Zeit dargestellt: „Im Sterbefalle bestellt der erste Nachbar den Sarg, die Grabstätte, den Pfarrer und erledigt überhaupt alle mit dem Todesfall zusammenhängenden Geschäfte, auch den Weg zum Standesamt. Erforderlichenfalls wird sogar zu den Begräbniskosten beigesteuert. Das Kränzewinden besorgen die Nachbarmädchen. Sodann bestellt der erste Nachbar alle übrigen Nachbarn ins Sterbehaus zur Totenwacht. Nach einem bestimmten System bestellen sogenannte Leichenbitter alle Gemeindebewohner persönlich zum Begräbnis, da die Beerdigung, besonders in der Woche, sonst kaum bekannt werden würde“. Bei der genannten Totenwache kamen die Nachbarn am Abend des Sterbetages oder am Tag darauf beim Verstorbenen zusammen und beteten für ihn den Rosenkranz. Außerdem wurde abgesprochen, wer den Ackerwagen mit dem Leichnam am Tag der Beerdigung vom Wohnhaus zur Kirche fährt. Dazu wurden immer die grünen Leitern (Seitenteile) auf dem Ackerwagen aufgesetzt. Des Weiteren wurden die Sargträger bestimmt, die den Sarg von der Kirche zum Grab trugen. Bei der Totenwache tranken die Nachbarn auch Schnaps und Bier und unterhielten sich.

Heutige Vorgehensweise

Bestatteter holen heute die Verstorbenen ab und machen sie entsprechend zurecht. Sie kümmern sich ebenfalls um sämtliche anfallenden Formalitäten wie Behördengänge, Druckangelegenheiten, Organisation der Beerdigung. Bis zum Tag der Beerdigung werden die Verstorbenen in Kühlräumen aufgebahrt.

Den Angehörigen stehen vielfältige Bestattungsmöglichkeiten zur Verfügung: Erdbestattungen in Kinder- Reihen-, pflegefreien Reihengemeinschaftsgräbern oder Familiengruften mit zwei Stellen. Des Weiteren gibt es natürlich auch Urnengrabstätte bis zu zwei Urnen oder pflegefreie Urnengemeinschaftsgräber. 2016 machte der Gemeinderat den Weg für sogenannte Baumbestattungen frei, bei der die Urnen unter älteren Bäumen beigesetzt werden. Seit 2022 gibt es auf dem kommunalen Friedhof in Hövelhof auch eine Obstbaumwiese, auf der ebenfalls Urnen unter verschiedenen Bäumen beigesetzt werden können.

Am Abend vor der Beerdigung wird in der Friedhofskapelle, in der Kirche oder in den Räumen der Bestatter ein Totengebet gehalten, längst nicht mehr so streng wie noch vor 30 oder 40 Jahren, als der Rosenkranz vollständig gebetet wurde. Heute werden auch Geschichten vorgelesen und Musik gehört.

Bis vor einigen Jahren war es üblich in der Kirche ein Seelenamt für den Verstorbenen zu feiern, anschließend versammelte die Trauergemeinde sich bei der Friedhofskapelle um die Trauerfeier zu begehen und den Verstorbenen zum Grab zu begleiten. Dieser Brauch geht in den letzten Jahren immer mehr zurück. „Die Bedeutung der Kirche, der Pfarrgemeinde und der Priester als Mitgestalter der Bestattungskultur und des Trauerprozesses geht zurück. Zum Teil sind Bestattungsunternehmer an ihre Stelle getreten. Das Grab wird von einem Unternehmer gebaggert, Blumen und Kränze von Gärtnereien angeliefert, nur noch gelegentlich von Nachbarn oder Vereinen zum Grab getragen. Auch das gemeinsame Kaffeetrinken anschließend in einer Gaststätte findet vielfach nicht mehr statt, oft geht man „in Stille auseinander“. Viele Beerdigungen werden nur noch im engsten Familienkreis begangen ohne dass Nachbarn, weitere Verwandte oder Bekannte noch informiert werden. Das Tragen von schwarzer Trauerkleidung ist nur noch bei der Beerdigung üblich, bis vor etwa 30 Jahren trugen die engeren Angehörigen in der Öffentlichkeit ein Jahr nur schwarz. Heute kann man auch zu Lebzeiten im Rahmen einer Bestattungsvorsorge festlegen wie mit der eigenen Leiche verfahren werden soll. Einige regeln auch im Vorfeld selbst den Ablauf der eigenen Beerdigung.

Weitere Friedhöfe im Gemeindegebiet

Espeln

Espeln gehörte bis zur kommunalen Neugliederung 1975 noch zu Ostenland, auf dessen Friedhof vermutlich die Espelner in alter Zeit beerdigt wurden. 1909 hat die Witwe Höddinghaus der „Kapellengemeinde Espeln“ ein Grundstück zwecks Anlage eines Friedhofes geschenkt.

1912 wurde die Erlaubnis einer Anlegung des Friedhofs durch das bischöfliche Generalvikariat erteilt. Der Friedhof wurde in vier verschiedene Felder eingeteilt, die sich durch eine Kreuzung von zwei Wegen ergibt. Der Zugang erfolgt von Süden durch ein 2,50 Meter breites eisernes Tor.

Der Espelner Friedhof ist auch heute noch in Trägerschaft der katholischen Kirchengemeinde.

Riege

Witwe Regenhard schenkte 1926 ein großes Grundstück zwecks Anlegung eines Friedhofes östlich der Kirche. Kaufmann Temme aus Neuhaus schlug die Anlage eines Waldfriedhofes, unter Nutzung der vorhandenen Kiefern, vor der dann am 6.4.1928 eingeweiht wurde. Gleich zu Beginn ließen einige Familien ihre Angehörigen in Hövelhof wegen des dort anstehenden Kirchenbaus ausgraben und nach Riege überführen. Einige ältere Kreuze und Denkmäler stehen heute unter Denkmalschutz. 1938 wurde in der Nähe des großen Kreuzes eine schmiedeeiserne Laterne für eine Kerze aufgestellt. Diese sollte allabendlich im Allerseelenmonat, zwischen Heiligabend und dem Dreikönigstag sowie bei Beerdigungen leuchten. 1943 wurde dem Friedhof ein kleiner dreieckiger Streifen Nähe Vikarie zugeschlagen.

Schützen gestalteten 1951 das mit Bruchsteinen und Eichenbalken charakteristische Ehrenmal, mit ihm wird den Gefallenen Riegern des II Weltkrieges gedacht, sie sind dort namentlich aufgeführt. 1989/91 erfolgte eine große Friedhofserweiterung.

Der Friedhof in Riege ist ein Ort der Trauer, Ruhe und Besinnung, aufgrund seiner Lage im Wald aber auch gleichzeitig Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Der Friedhof in Riege ist auch heute noch in Trägerschaft der katholischen Kirchengemeinde.

Klausheide

Die Bewohner von Klausheide fanden früher wie heute ihre letzte Ruhe auf dem Hövelhofer Friedhof. Als Sonderfall gilt der sogenannte „Anstaltsfriedhof“ beim Salvator Kolleg, bis 1934 „Erziehungsanstalt Klausheide“. 1923 wird er durch die Beerdigung von zwei Zöglingen der Anstalt erstmalig erwähnt.

Gegen Ende des II Weltkrieges war im Salvator Kolleg auch ein Altersheim aus Paderborn wegen der dortigen Bombardierungen untergebracht. Einige der betroffenen Verstorbenen liegen ebenfalls auf dem Anstaltsfriedhof. Allerdings sind längst nicht alle Verstorbenen aus dem Salvator Kolleg dort beerdigt worden, einige Salvatorianer, die zum Zeitpunkt ihres Ablebens in Klausheide tätig waren, liegen beispielsweise im Kloster Steinfeld.

Der Freundeskreis Salvator Kolleg setzte sich dafür ein, dass 2005 ein Gedenkstein auf dem Friedhof aufgestellt wird, nachdem die letzten Gräber eingeebnet worden waren. Auf ihm wird auf das Wirken der Salvatorianer in Klausheide hingewiesen, außerdem sind einige der dort begrabenen Personen namentlich festgehalten.

Staumühle

Die Verstorbenen des Seuchenlazaretts, welches sich im zweiten Weltkrieg für Kriegsgefangene in Staumühle befand, bestattete man gemeinsam mit den Toten aus dem Kriegsgefangenlager Stalag 326 VI K in Stukenbrock-Senne auf dem dortigen sogenannten „Russenfriedhof“ in großen Massengräbern. Für die Sterbefälle im britischen Internierungslager nach dem Krieg wird 1945 in der Nähe ein Grundstück erworben um dort die Beerdigungen der Lagerinsassen durchführen zu können. Tatsächlich sind die verstorbenen Internierten dann aber auf dem Hövelhofer Friedhof beerdigt worden. Die „normalen“ Bewohner von Staumühle sind immer in Hövelhof begraben worden.

Hövelsenne

In Hövelsenne hat es zu keiner Zeit einen Friedhof gegeben. Die Messen wurden in der Woche von Hövelhofer Geistlichen, an den Sonntagen von Patern aus dem Salvator Kolleg gelesen. Auch die in Hövelsenne wohnende Bevölkerung wurde auf dem Friedhof in Hövelhof beerdigt.